Bewegungsförderung

Wir arbeiten nach dem situationsorientierten Ansatz und den Prinzipien von Pikler und Hengstenberg. Hengstenberg und Pikler teilten die Grundannahme, dass das Bedürfnis nach Selbständigkeit ein wesentliches Merkmal kindlicher Entwicklung ist.

Kinder hüpfen und springen im Sportraum

Die Kita „Schwielowsee“ hat von 2017–2019 an Projekten der Unfallkasse Brandenburg teilgenommen. Bei diesen Projekten erhalten ausgewählte Kitas die Pikler- und Hengstenbergmaterialien ein Jahr lang zum Ausprobieren und späteren Verbleib in der Einrichtung.

Ein Teil der pädagogischen Fachkräfte wurde entsprechend geschult. Sie entwickelten dabei eine besonders Kindorientierte Haltung, voller Vertrauen, Rücksichtnahme und Offenheit. Sie beobachteten die Kinder in ihrem Spiel, fertigten Entwicklungsdokumentationen an und reflektierten sich selbst und ihre Arbeit.

Innerhalb der Projekte entstand eine intensive partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern. Durch die Erfahrungen geprägt, entwickelten die pädagogischen Fachkräfte neue Sichtweisen, die sich im pädagogischen Kita-Alltag wiederfinden.

Das Anliegen von Elfriede Hengstenberg war es, dass Kinder selbstständig ihre Bewegungsfähigkeiten entdecken und entwickeln können. Bei ihrer Seminararbeit in den 30er Jahren in Ungarn begegnete sie Emmi Pikler. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit Kindern und gleicher Sichtweisen haben Elfriede Hengstenberg und Emmi Pikler ähnliche Grundsätze für die Pädagogik entwickelt. Elfriede Hengstenberg entwickelte eine Bewegungspädagogik, die Kinder ganzheitlich in ihrer Lebenswirklichkeit wahrnimmt. Ihr pädagogischer Ansatz basiert darauf, dass Kinder sich aus eigenem Antrieb und unter der Verwendung von einfachen Spielmaterialien gut entwickeln.

Die pädagogischen Fachkräfte der Kita „Schwielowsee“ haben sich bereits im Jahr 2017 auf dem Weg gemacht und das Pikler Kleinkindprojekt „Lasst mir Zeit“ initiiert. Auf Grundlage der Erfahrungen und im Hinblick der Konzeptionsanpassung – als bewegungsorientierte Kita, wollten die pädagogischen Fachkräfte eine fundierte Basis für die weitere Arbeit schaffen.

Wie gestaltet sich die pädagogische Arbeit nach Pikler und Hengstenberg in den verschiedenen Altersstufen?

Jedes Kind hat nach Emmi Pikler seine eigene Persönlichkeit und deshalb sein eigenes Entwicklungs- und Lerntempo, welches sehr unterschiedlich sein kann. Jedes Kind macht genau dann seinen nächsten Entwicklungsschritt, wenn es sich dafür bereit fühlt, also sicher mit dem bisher Erlernten ist. Alle motorischen Fähigkeiten und auch das Selbstbewusstsein entwickelt das Kind selbst, wenn es ein entsprechend wertschätzendes und liebevolles Umfeld gibt. Emmi Pikler vertrat die Ansicht, dass sich die Persönlichkeit eines Kindes dann am besten entfalten kann, wenn es sich möglichst selbstständig entwickeln darf.

Die drei Aspekte der Pikler-Pädagogik

Pflege
Behutsame körperliche Versorgung und Kommunikation mit dem Kind. Das Kind wird auf seinen Wunsch grundsätzlich beteiligt.

Bewegungsentwicklung
Das Kind entwickelt sich aus eigenem Antrieb und nach eigenem Rhythmus. Es gibt keine lenkenden oder beschleunigenden Eingriffe von Erwachsenen.

Spiel
Freies, ungestörtes Spiel in einer geschützten, altersgemäß ausgestatteten Umgebung. Nach Piklers Ansatz ist es die Aufgabe der Erwachsenen, dem Kind Geborgenheit zu vermitteln und seine Umgebung so zu gestalten, dass das Kleinkind je nach individuellem Entwicklungsstand selbstständig aktiv werden kann.

Die Pikler-Pädagogik umfasst vier Prinzipien

1. Respekt vor der Eigeninitiative des Kindes und Unterstützung seiner Selbstständigkeit.
2. Die Unterstützung einer stabilen persönlichen Beziehung des Kindes zu vertrauten Bezugspersonen.
3. Jedes Kind soll sich angenommen und anerkannt fühlen.
4. Die Förderung des körperlichen Wohlbefindens und der Gesundheit des Kindes.

Das Ziel der Bewegungspädagogik nach Elfriede Hengstenberg ist es unter anderem, Kinder anzuregen, sich im selbstständigen Tun forschend mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Die Kinder sollen selbstständig erkennen, zu welchen Bewegungen der eigene Körper fähig ist, und dabei Raum- und Körpergrenzen fühlen. Sie werden nicht zur Nachahmung von Turnübungen animiert, sondern sollen spielerisch eigene Ideen entwickeln und umsetzten.
Bauelemente zur Bewegungsförderung

Die Hengstenberg-Bewegungsmaterialien kommen ursprünglich in der Natur vor. Elfriede Hengstenberg ließ dafür Geräte anfertigen, die die Kinder interessieren und herausfordern sie zu erkunden, unter anderem:

  • Balancier- und Kletterstangen
  • Schaukelbretter
  • Stehleitern
  • Kippelhölzer
  • Hocker

Diese Geräte fordern die Kinder auf, sich in den vielfältigsten Formen zu bewegen.

Stützen, Steigen, Springen, Klettern, Krabbeln, Greifen, Ziehen, Schieben, Liegen, Hängen, Schwingen und Balancieren sind funktionsmotorische Formen, sogenannten Grundtätigkeiten, mit denen konditionelle und koordinative Fähigkeiten in kindgerechter Form geschult werden können.

Diese einzelnen Bauelemente sind kombinierbar, beweglich und können vielseitig verwendet werden. Kinder haben die Möglichkeit Bewegungslandschaften zu bauen, die jeder in seinem eigenen Tempo und seiner eigenen Geschicklichkeit erkunden darf.

Treppenartiges Bauelement zur Bewegungsförderung